Obgrün

Obgrün:


Die erste Nennung von Obgrün-Dobruen erfolgte in einer Urkunde des Jahres 1343, in welcher festgestellt wurde, dass Otto und Adalram, Kellermeister und Eigentümer von Feistritz, in Geldnot geraten waren und Teile ihres Besitzes, darunter ein liegendes Gut zu Dobruen an Peter von Fürstenfeld verpfändeten. Das landesfürstliche Amt eines Kellermeisters war eine wichtige Funktion. Der Kellermeister stand dem Kellergericht vor, das über alle Angelegenheiten in Weinbergsachen entschied. Er wurde von den Landesfürsten eingesetzt.

Man gewinnt den Eindruck, dass das Amt des Kellermeisters Jahrhunderte lang mit den Herrschaft Feistritz verbunden war. Die Schreibweise des Ortes Obgrün änderte sich sehr oft, wurde aber nicht von einem slawischen Personennamen abgeleitet. Im 6. bzw. 7. Jahrhundert lebten in diesem Abschnitt des Feistritztales slawisch sprechende Menschen, die nicht einen Ort, sondern eine Gegend nach dem vorherrschenden Baumbestand benannten. Im Wort Dobruen ist das altslawische Wort „dob“ zu erkennen, das der Eiche zuzuordnen ist. Es bezeichnet einen Eichenwald bzw. eine mit Eichen bestandene Niederung an einem Fluss.

Die zweite urkundliche Erwähnung Tobruen weist auf die altbairische Mundart hin. Eichäcker, Eichgraben bestätigen den Zusammenhang mit diesem Baumbestand, der vor der Rodung die Landschaft beherrschte.

Abgesehen von zeitweiligen Verpfändungen war Obgrün bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit im Jahre 1848 Besitztum der Herrschaft Feistritz.

Die Fluren von Obgrün gehörten bis ins 11. Jahrhundert zum Gutshof Nordenesteth, sie stammen aus dem gleichen Besitzstamm, schriftlich ist die Trennung mit der Benennung der Herren von Stubenberg im frühen 12. Jahrhundert besiegelt. Genauso wie Hainersdorf wurde Obgrün im Jahre 1530 vom Stift Seckau an Christoph Mindorf verkauft. Im Josephinischen Kataster von 1787 kann man die stufenweise Aufschließung der Flur, die Aufteilung der Hofgründe, die Allmende und die Verlosung der Lüsse ersehen. Die Langedlachäcker weisen auf eine mit Erlen bestandene Flur hin, die früh gerodet wurde. Die Rohrwiesen waren ein versumpftes, mit Schilfrohr bewachsenes Gebiet. Die Bezeichnung Limbach kommt von der bairischen Mundart für Lindenbach und die Bezeichnung Höllgrund weist auf die Überschwemmungen des Limbachs hin.

Zur Zeit der römischen Besiedlung dürften sich im Mitterweg Gräber befunden haben, die Steinäcker wurden nach den Grabsteinen benannt.

Bei den Kohläckern handelt es sich nicht um eine Brandrodung oder um ein Kohlevorkommen. Es entwickelte sich aus dem Wort Kehläcker, die auf eine Bodenvertiefung hinweisen, die nicht immer schon vorhanden war, sondern durch ein besonderes Naturereignis entstand. Bei der Bezeichnung Eyleinäcker (Auleinäcker) handelt es sich um eine mundartliche Bezeichnung um das Jahr 1100.

Die gute Bodenqualität der Edelhäusäcker brachte es mit sich, dass die vierfache Menge an Hafer geerntet werden konnte. Die vielen Bezeichnungen der Fluren sind der Fluranalyse von Dr. Heinrich Purkarthofer in der Chronik von Hainersdorf zu entnehmen.

Ein Edelsitz kann nur bei der Abspaltung von Nordenesteth entstanden sein, was auf die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts hinweist.

Er war der Vorläufer des Herrensitzes in Feistritz. Als Datum könnte die Zeit um 1400 angenommen werden, denn eine Stiftungsurkunde der Reifenstein-Feistritzer erhält keinen Hinweis auf einen Herrenhof. Außer dem Ortsnamen Dobruen weist kein Flurname auf die slawische Sprache hin, es handelt sich also nicht um eine slawische Restsiedlung, sondern um eine neue bayrische Besiedlung.

Im  Franziszeischen Kataster kann man einstige Flussläufe durch Teilungslinien gerade auf Höhe der Kohläcker erkennen.

Die Feistritz rückte dem Dorf sehr nahe und durch diesen Fluss, diesem gelegentlichen „Wildwasser“, muss es zu einer Überschwemmungs-Katastrophe gekommen sein, die die südöstliche Dorfzeile vernichtet hat. Die abgerissenen Häuser mussten umgesiedelt werden. Durch die Verwerfung der Feistritz und die Katastrophe wurde Obgrün zu einem Angerdorf erweitert.